Bis zu einem Drittel der Treibhausgase weltweit stammen aus der Landwirtschaft.

Das belegt ein neuer Greenpeace-Report. Schuld an der verheerenden Bilanz ist das Prinzip mehr und schneller: Es wird gedüngt, was das Zeug hält; Urwald im Rekordtempo vernichtet, um Ackerland zu gewinnen; immer mehr Vieh gehalten, um die Nachfrage nach Fleisch zu befriedigen.
Im Greenpeace-Report Cool Farming zeigt der britische Wissenschaftler Pete Smith, wie landwirtschaftliche Produktion und Treibhausgasausstoß zusammenhängen. Smith lehrt an der Universität Aberdeen. Er verfasste auch den Landwirtschaftsteil des dritten IPPC-Berichtes zum Zustand des Weltklimas.
Für den Greenpeace-Report lieferte Smith detaillierte Fakten über die Menge der Treibhausgase Methan, Lachgas und CO2, die landwirtschaftlich genutzte Böden und Nutztiere abgeben. Insgesamt emittiert die Landwirtschaft demnach jährlich zwischen 8,5 und 16,5 Milliarden Tonnen (Gigatonnen) CO2-Äquivalente. CO2-Äquivalente sind die internationale Bemessungsgrundlage für die Klimawirksamkeit der Treibhausgase in Relation zu CO2.
Ein Beispiel: Im Jahr 1960/61 brachten Landwirte weltweit elf Millionen Tonnen Mineraldüngemittel auf ihren Feldern und Weideflächen aus. 2004/05 waren es 91 Millionen Tonnen - weitaus mehr als die Pflanzen aufnehmen können. Bei der Überdüngung mit Stickstoff wird in großen Mengen Lachgas frei. Lachgas ist etwa 300-mal klimaschädlicher als CO2. Pro Jahr gehen 2,1 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente allein auf das Konto der Stickstoffdüngemittel.
Doch auch Urwaldrodungen, die Herunterwirtschaftung von Böden und die intensive Tierhaltung tragen erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. So bewirkt jede Umwandlung von Land in Ackerfläche, dass Kohlendioxid freigesetzt wird. Die Emissionen durch veränderte Landnutzung betragen schätzungsweise 2,9 bis 5,9 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr.
Nach Ansicht des Landwirtschaftsexperten Alexander Hissting von Greenpeace haben die Emissionen von Klimakillern in der industriellen Landwirtschaft einen kritischen Punkt erreicht. "Es muss dringend gegengesteuert werden", sagt er. Die Landwirtschaft könne mit einfachen Mitteln zu einem natürlichen Speicher von Treibhausgasen werden und so dem Klimawandel entgegenwirken.
Hissting: "Die von hohem Energieeinsatz und Chemikalien abhängige industrielle Landwirtschaft darf nicht weiter staatlich unterstützt werden. Wir fordern Landwirtschaftsminister Horst Seehofer auf, eine Abgabe auf Kunstdünger und Pestizide einzuführen und mit dem Geld Projekte zur klimafreundlichen Umgestaltung der Landwirtschaft zu finanzieren."
Klimaschutzmaßnahmen sind: den Kunstdüngereinsatz zu verringern, brachliegende Böden zu vermeiden, den Humusanteil auf dem Acker zu erhöhen, weniger Fleisch zu erzeugen und regionale Bio(vegetarische) Landwirtschaft zu fördern. Der Greenpeace-Report zeigt auf, dass das Gesamtpotenzial der Einsparungen bis zu sechs Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr betragen könnte.

(Quelle: Franz Alt - www.sonnenseite.com, www.greenpeace.de, Jän. 08)

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