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Ökonomie kommt vom griechischen „oikos“ – dem Haushalt. Vom „Oikos“ kommt aber auch die Ökologie.

Der „Oikos“ ist der gemeinsame Ursprung von Ökologie und Ökonomie. Während die Ökologie die Lehre vom Naturhaushalt ist, die ihn verstehen will, befasst sich die Ökonomie mit den Gesetzen, den Sitten und der Ordnung des Haushaltens. Heute haben sich Ökonomie und Ökologie auseinander entwickelt, sie sind zu einem Dualismus geworden.

Bedürfnisse der Menschen

Die Bedürfnisse des Menschen sind eng mit dem „Oikos“ verbunden: wohnen, arbeiten, kochen, essen, tanzen, lieben, schlafen.
Wir sind hochgradig abhängige Sozialwesen. Ohne andere Menschen hat unser Leben schlicht keinen Sinn. Die logische Schlussfolgerung für die Welt des Werteschaffens (Wirtschaftens) wäre, dass Wirtschaftsbeziehungen soziale und ökologische Beziehungen stärken sollten. Belohnt wird, wer Vertrauen aufbaut, erfolgreiche Kooperationen schmiedet, Schwächeren hilft und mit der Natur arbeitet. Das gälte als Erfolg. Heute sind die Spielregel in der Wirtschaft noch nicht darauf ausgerichtet. Der Wettbewerb sollte nicht um den höchsten Gewinn gehen, sondern um den größten Dienst am Gemeinwohl.

Bedürfnisse der Wirtschaft

Die Ökonomie hat ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele entwickelt – Gewinn, Effizienz, Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit – und versucht, die Bedürfnisse der Menschen daran anzupassen. Heute kann es „der Wirtschaft“ gut gehen und den Menschen im „Oikos“ schlecht. Das Wachstum des Kapitals kann auch dazu führen, dass die Bedürftigkeit zunimmt:
  • In den 90er Jahren wurden 54 Länder ärmer.
  • Die globale Arbeitslosigkeit lag 2005 höher als 1995 – trotz Wirtschaftswachstum.
  • Der Hunger in der Welt steigt seit den 90'iger Jahren wieder an.
  • Der Zustand der globalen Ökosysteme verschlechtert sich mit wachsender Wirtschaft.
Das Ziel im Kapitalismus ist nicht das Allgemeinwohl, sondern Kapitalwachstum.

Das prinzipielle Wachstumsbedürfnis des Kapitals ist ein grundlegender Unterschied zur Natur – und zum Menschen. Was hypertroph (übergroß) ist, kollabiert oder implodiert. Das gilt für Pflanze und Tier, Stern und Molekül. „Wer in einer begrenzten Welt an unbegrenztes exponentielles Wachstum glaubt (dem so genannten „Fass ohne Boden“), ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom“, meinte der Ökonom Kenneth Boulding.
Die EU wähnt sich derzeit in der »Krise«, weil das Wirtschaftswachstum hinter dem Lissabon-Ziel zurückbleibt: mindestens 3% pro Jahr, bei weniger fühlen wir uns krank. In der EU leben 8% der Menschheit. Sie verbrauchen aber rund 20 % aller globalen Ressourcen: 25 % des Zinks, 27 % des Bleis und 37 % des Nickels.

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Der „ökologische Fußabdruck“ – der globale Flächenverbrauch der EU-BürgerInnen beträgt fast das Dreifache dessen, was die Erde für einen Menschen bereitstellt.





Wir nehmen Menschen in anderen Ländern und in der Zukunft Lebenschancen: das Existenzrecht weg. Wir plündern den globalen Naturhaushalt. Als man Mahatma Gandhi nach der Unabhängigkeit Indiens fragte, ob Indien jetzt wohl zum Wohlstand Großbritanniens aufschlösse, meinte er: „Großbritannien hat für seinen Wohlstand den halben Planeten benötigt; wie vieler Planeten bedürfte wohl ein Land wie Indien?“


Wollen wir als Gesellschaft glücklich werden?

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Die Ökologie will verstehen, die Ökonomie regeln. Beides ist notwendig. Zusammen sind sie stark. Wenn das Regeln auf dem Verstehen aufbaut, der Nomos auf dem Logos, sind Ökologie und Ökonomie eins. Wenn wir die Weichen richtig stellen und die richtigen Anreize setzen, können wir das Werteschaffen und die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in Übereinstimmung bringen. Ökologie und Ökonomie könnten verheilen.

Der vollständige Artikel „Bedürfnisse der Menschen – Bedürfnisse der Wirtschaft“ von Christian Felber (www.christian-felber.at) sowie die Zeitschrift „brennstoff Nr. 11“ hier als Download. Ebenso passend zum Thema der Artikel „Der inner Auftrag“ vom Arzt und Psychotherapeut Wolf Büntig (www.zist.de) aus derselben Zeitschrift hier als Download zur Verfügung:

(download >>) Bedürfnisse der Menschen – Bedürfnisse der Wirtschaft
(download >>) Der inner Auftrag
(download >>) brennstoff Nr. 11
(Gemeinwohlökonomie) Die gegenwärtigen ökologischen, sozialen und ökonomischen Krisen fordern mutige und entschlossene Visionen und Menschen, die sich an der Entwicklung einer sozial nachhaltigen Zukunft beteiligen. Die Bewegung für eine Gemeinwohl-Ökonomie versteht sich in diesem Sinne als Impulsgeber und Initiator für weitreichende Veränderungen.

Quelle:

Christian Felber (Autor): Auszug aus dem Artikel Bedürfnisse der Menschen – Bedürfnisse der Wirtschaft, Zeitschrift brennstoff Nr. 11, Jänner 2008, Wien.

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